1 bier + 1 bier = normal

“Erst nach zwei Bier fühle ich mich normal”, sagte einst ein Freund, der gleichzeitig auch Nachbar, Bockwurstfachmann, Botaniker und Lokalpatriot war.
Der Satz ist schon einige Jahre alt, und jedes Mal, wenn ich zwei Bier getrunken habe, muß ich mich an ihn erinnern.
Warum? Naja, weil er wahr ist, Fakt quasi.
Denn erwiesenermaßen ist es so, dass der Mensch erst nach zwei Bier in der Lage ist sich normal zu fühlen. Vorher funktioniert er nur so halbherzig vor sich hin. Wenn überhaupt.
Zwei Bier später jedoch wird er so, wie ihn sich der Schöpfer in seiner Fantasie einst ausgedacht haben mag, nämlich normal.

In dem Sinne: zum Wohl!

kommt ein elefant zum arzt

Elefanten leben in Afrika oder Asien, in Zoos oder im Zirkus. Sie sind Pflanzenfresser und werden mancherorts als Arbeitstiere gehalten und vielerorts wegen ihrer Stoßzähne gejagt.
Das war eigentlich alles, was ich über diese sympathischen Dickhäuter wusste.
Und all das kam mir in den Sinn, als ein riesiger Vertreter dieser Tierart das Wartezimmer meiner Hausärztin betrat.
Wobei Betreten nicht das richtige Wort ist, da er sich mühselig durch die Wartezimmertür quetschen musste.
Ich bat ihm meine Hilfe an, doch er lehnte milde lächelnd ab.
Und nun sass er mir also gegenüber, eine ältere Dame zu seiner linken und eine ältere Dame zu seiner rechten Seite, mit seinem ausladenden Hinterteil auf vier Wartezimmerstühlen gleichzeitig.
Er trug eine ausgewaschene Jeanskutte mit Aufnähern diverser Fußballvereine, die teilweise untereinander verfeindet waren. Mir war unklar, welches Statement er damit setzen wollte, begann mich aber mit einer anderen Frage zu seinem Äußeren zu beschäftigen.
Der Elefant trug nämlich keine Hose.
Klar, Tiere sollten grundsätzlich keine Hosen tragen und besonders Elefanten sehen in Hosen eher dämlich aus.
Wahrscheinlich war ihm ohnehin warm. Ich habe für so was Verständnis, denn mir ist untenrum auch häufig warm. Vielleicht war dies auch der Grund, warum er zum Arzt musste. Wegen eines Problems “untenrum”.
Ich studierte den Dickhäuter vis-a-vis lang und ausgiebig, machte mir Gedanken, welches medizinische Problem ihn wohl plagen mochte und bemerkte, wie er mir so langsam ans Herz wuchs.
«Herr Günther», plärrte plötzlich eine weibliche Stimme durch die Tür des Wartezimmers und setzte damit umgehend den grauen Riesen in Bewegung.
Erneut quetschte sich der Elefant unter grosser Anstrengung durch die Wartezimmertür, um der weiblichen Stimme zu folgen.
Ich schaute zu, wie er sich abmühte und begann zu zweifeln.
War meine Hausärztin überhaupt in der Lage, dem Elefanten zu helfen?!
Immerhin war sie bereits mit mir total überfordert.

aus meinem boulettenleben

Viele fragen sich vielleicht, wie das Leben als Boulette sein mag.
Glauben Sie mir, es ist weniger angenehm als gedacht.
Und ich spreche aus Erfahrung.
Denn es trug sich zu, dass ich eines Morgens ganz ohne Vorankündigung in der Auslage einer Fleischerei aufwachte.
Mein Körper, der zuvor aus Muskeln, Knochen, Fettgewebe und Organen bestand, war plötzlich zu einem Klumpen aus Hackepeter, Zwiebeln und eingeweichtem Brötchen geworden.
Außerdem war ich leicht versalzen.
Und so lag ich also beim Fleischer in der Theke, umgeben von anderen Bouletten und dachte nicht böses, bis mir meine Nachbarn von dem Schicksal erzählten, welches wahrscheinlich auch mir bald blühen sollte.
Was die anderen Hackfleischbatzen zu berichten wussten, war beängstigend.
Sie erklärten mir aber auch, dass es einen Ausweg gab.
Dieser Ausweg hieß: Bakterienbefall oder Schimmel.
Hinter dem Meer von Bouletten erkannte ich Sülzwurst und Kasseler, Knacker und Rippchen und alles war fürchterlich frisch. Bakterien sah ich keine und für Schimmel war ich zu jung.
Und schon passierte, was wohl passieren musste.
Eine Rentnerin mit Namen Gertrud Fritsche zeigte mit ihrem knochigen Finger auf mich, bezahlte, was auch immer mein Boulettenleben wert war, trug mich nach Hause und briet mich viel zu lange und viel zu braun durch.
Von da an wurde die Sache unangenehm.
Erst wurde ich dick mit Senf beschmiert, dass mir die Luft wegblieb, danach schnitt sie mich in mundgerechte Stücke, um im Anschluss mit schlecht sitzenden Zähnen auf meinem zerstückelten Leib herum zu kauen.
Fein zerkaut wurde ich hinuntergeschluckt in den Magen. Hier war es dunkel und eng und Säure begann mich zu bearbeiten.
Nun war die Tortur aber noch nicht beendet. Ganze sechs Tage verweilte ich in Frau Fritsches Verdauungstrakt. Ein Bakterienbefall hätte diese Zeit sicher verkürzt, das begriff ich jetzt.
Im Schneckentempo wurde ich also durch die Untiefen ihrer Gedärme geschoben.
Ein überaus widerwärtiges Prozedere, dass ich nicht meinem schlimmsten Feind zu durchlaufen wünsche.
Als ich endlich wieder Tageslicht erblickte, war von meinem einst sehr appetitlichen Aussehen nicht mehr viel geblieben …
Auf sehr unangenehme Art hatte ich also lernen müssen, dass das Leben einer Boulette zu Beginn zwar schmackhaft scheint, am Ende aber einfach Scheiße ist.