Corona, Solidarität und Kapitalismus, und was Adidas damit zu tun hat.

Ein empörter Aufschrei ist zu vernehmen und tönt aus allen Bevölkerungsschichten! Das ist sicher übertrieben, denn viele interessiert das Problem wahrscheinlich nicht, was meiner Meinung nach auch okay ist. Die Angst vor dem Coronavirus und seinen Folgen hat die Welt fest im Griff. Das öffentliche Leben kommt fast überall zum Erliegen und die Wirtschaft wächst nicht mehr, schrumpft sogar langsam in sich zusammen. Ohjemine!

Viele Betriebe und Unternehmer, ob klein, mittelgroß oder größer, stehen vor dem Aus. Viele Läden, Geschäfte und Betriebe sind in Folge der verordneten Maßnahmen geschlossen, obwohl Gehälter und Mieten gezahlt werden müssten. Hilfe kommt eventuell oder vielleicht oder nur unzureichend, wer weiß. Ungünstige Zeiten also. All das geschieht zum Schutze von Menschen aus Risikogruppen und natürlich zum Schutze der Gesundheitssysteme, die aufgrund ihres gesundgeschrumpften Zustandes unter den aktuellen Anforderungen schnell kapitulieren können. Solidarität ist das Wort der Stunde. Dieses Wort hört man momentan ganz viel.

Zuvor kannte man den Begriff nur in Zusammenhang mit ungeliebten Steuern, die man zu Gunsten fauler Ossis zahlen musste (der Autor ist Ostdeutscher und kennt sich aus.) oder vielleicht von karitativen Einrichtungen, die mit diesem Begriff vergeblich für ihre Sachen warben. Langsam zeigt sich aber das faschistische Gesicht der Solidarität der Deutschen. Die aktuelle Solidarität kotzt einen schnell an, denn leicht hat man den Volkszorn auf sich geladen, wenn man es den anderen nicht gleich tut. Hüsteln im Bus? Schlechte Idee! Verzicht auf das angebotene Hände desinfizieren beim Betreten des Supermarktes? Ebenfalls schlechte Idee! Und Social Distancing? Hör mir auf!

Solidarität ist etwas, woran sich die Bewohner ehemaliger sozialistischer Staaten noch vage erinnern und womit selbst die nichts anfangen können, weil es meist obligatorisch war und “nur so ne Floskel” gepredigt wurde. In der Realität, das soll auch heißen im Kapitalismus, gibt es aber keine Solidarität. Wieso auch? Solidarität entspricht in keiner Weise dem, wofür der Kapitalismus steht. So existiert Solidarität, wie schon erwähnt, nur in Form einer Steuer, oder in Form eines gut gemeintem Bekenntnis. Wir hören gerne zu, wenn von Solidarität geredet wird, und wünschten uns, es gebe eine, weil das ja irgendwie auch menschlich ist. Menschliches ist ja irgendwie auch schön. Am Kapitalismus ist aber nichts menschlich, also human. Profiteur ist immer ein Mensch, oder auch mal zwei, das ist klar. Aber sonst hat das nichts mit Menschlichkeit zu tun. Je weniger menschlich, desto erfolgreicher. Menschen sind untereinander Konkurrenten, wer solidarisch ist, der verliert, kann nicht konkurrieren.

In diesen Zeiten bedient man sich der Solidarität, um zu diffamieren, also um anzuprangern und Druck auf einander auszuüben. Offiziell will man natürlich Menschen aus Risikogruppen schützen, aber am liebsten noch sich selbst. Menschen, die wie der Autor, in einem Gesundheitsberuf arbeiten, haben sicher schon festgestellt, wie sich der Freundes- und Bekanntenkreis von einem distanziert, um das Ansteckungsrisiko so klein wie möglich zu halten. Das geschieht aus Angst um die eigene Gesundheit. Ein Arzt, oder ein Krankenpfleger darf nur in deine Nähe, wenn er dir das negative Ergebnis deines Coronatests verkündet.

Was ist also Solidarität? Können wir so was? Nein! Wir haben Solidarität nie gelernt, weil sie nie gewollt war!

Wir waren noch nie solidarisch. Nicht mit Armen, nicht mit Obdachlosen, nicht mit Kindern, die an der griechischen Grenze in Zelten frieren. Es gibt keine Solidarität! Es gibt nur die Angst und den Wunsch uns vor etwas ganz Schlimmen zu schützen, indem wir Maßnahmen treffen, die uns Experten empfohlen haben. Und diese Maßnahmen wirken nur, wenn sich alle oder viele daran halten und dazu bedarf es (Na, können Sie es erahnen?): Solidarität.

Unsolidarisch ist man heutzutage schnell. Adidas zum Beispiel ist gerade in Verruf geraten, weil die Firma wie Deichmann und H&M, Mietzahlungen für ihre Läden eingestellt hat. Und das ist ein riesen Skandal. Nicht nur die Immobilienfirmen beschweren sich lautstark, sondern auch Politiker aller Couleur prangern den Konzern an, weil er sich in solch harten Zeiten derartig unsolidarisch zeigt. Dabei wird immer auch erwähnt, wie groß die Gewinne von Adidas im letzten Jahr waren und das der Konzern ausreichend Rücklagen habe.

Ich will jetzt sicher keine Lanze für den fränkischen Sportartikelgiganten brechen, aber ich wundere mich, warum man es gerade jetzt auf ihn abgesehen hat.

Adidas ist nicht anders, als jeder andere Konzern dieser Erde. Die Weltmarke mit den drei Streifen und Firmensitz in Herzogenaurach unterscheidet sich nur gering von all den anderen global und lokal produzierenden Betrieben dieser Welt. Wenn man in einem kapitalistischen System mit seiner Firma bestehen will, so muss man konform den Regeln des Systems agieren. Es spielt dabei auch nicht unbedingt eine Rolle, ob man sein Geld nun einem “Großen” oder einem “Kleinen” in den Rachen wirft. Ausbeutung ist scheiße, egal ob in China, Vietnam, Bangladesch oder Portugal. Ja, selbst wenn Adidas seine Sportartikel in Deutschland herstellen würde, so würde es den Arbeitern sicher nicht besser gehen, als denen, die in der hiesigen Lebensmittelindustrie schuften müssen. Es gibt keinen “grünen” oder “sozialen” Arbeitgeber. Die Produktion 100 % synthetischer Turnschuhe kann nicht “grün” sein. Und “sozial” kann kein Betrieb sein, der nicht in der Hand der Arbeiter ist. Das alles sind reine Verkaufsargumente, die der Konsument einer industrialisierten, meist westlichen, Nation braucht, um sein Gewissen zu beruhigen, denn er hat so langsam begriffen, unter welchen Bedingungen seine Konsumgüter produziert werden. Es spielt auch keine Rolle, wie viel Gewinn Adidas gemacht hat, weil sich an der gesamten Situation nichts ändern wird. Ob er nun einen Euro oder eine Milliarde Euro Gewinn macht, was sollte sich ändern? Nichts!

Ganzjährig und von Corona unabhängig ist es uns egal, wie und wo unsere Turnschuhe zusammenklebt werden. Klar, sie sehen geil aus und man kann sie sammeln und am besten besitzt man viele. Aber ist daran Adidas schuld? Ist Adidas daran schuld, dass ich ständig irgendwas neues kaufen und besitzen muss? Und wenn Adidas jetzt weniger verkauft und dafür Nike mehr, ist dann Nike scheiße?

Nun aber wieder zurück zum aktuellen Problem. Adidas hat neben anderen seine Mietzahlungen gestoppt. Gut. Und? Ach ja! Die Solidarität!

Das Problem ist nicht, dass Adidas keine Miete mehr zahlt, das Problem ist, dass alle anderen Miete zahlen müssen! Was aber, wenn jetzt plötzlich alle keine Miete mehr zahlen? Unmöglich!

Von Adidas habe ich lediglich einen in die Jahre gekommenen Trainingsanzug, als Statussymbol sozusagen, sonst reizt mich die Marke kaum. So langsam beginne ich mich aber mit der Marke anzufreunden. Warum? Ganz einfach! Adidas! Just do it!

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