Das Sackhaar des Herrn F.

Kennen Sie eigentlich schon meinen guten Bekannten, Herr F.? Haben Sie bereits die Bekanntschaft mit dem Bekannten machen dürfen? Nein? Nicht schlimm, denn ich kenne ihn sehr gut. Ich kenne ihn sogar in- und auswendig. Das kommt daher, weil Herr F. mir jedes noch so intime Geheimnis anvertraut, ob ich will oder nicht. Er verheimlicht mir nichts, auch, wenn es mir manchmal lieber wäre, er würde es tun. Das Schicksal wollte es, dass wir zwei uns trafen und er seine geheimen und weniger geheimen Geheimnisse mit mir teilt. Alles begann mit einer bösen Kehlkopfentzündung, die ich mir einst eingefangen hatte. Das ist jetzt schon ein paar Jahre her. Damals ging es mir schlecht, so schlecht, dass ich das Vertrauen in Gott und meine Selbstheilungskräfte verloren hatte und nun notgedrungen einen Arzt aufsuchen musste. Also trug ich meinen schmerzhaften Hals zum Doktor. Nachdem die Sprechstundenhilfe der Arztpraxis mich aufgefordert hatte, noch ein paar Stunden im Wartezimmer zu versauern, machte ich mich demütig auf den Weg, dieses Wartezimmer zu suchen. Das war nicht so einfach, denn es handelte sich um eine Gemeinschaftspraxis, mit unzähligen Zimmern, die da links und rechts auf einem langen Gang zu finden waren. Manche Türen standen halb oder ganz offen, andere waren verschlossen und ohne irgendeine Beschriftung. So irrte ich als über den langen Flur, um an dessen Ende eine Tür zu entdecken, die ich für die Wartezimmertüre hielt. Beim Öffnen dieser Türe fand ich mich jedoch in einem Treppenhaus wieder. Ernüchterung setzte ein. Sollte ich nun zurückgehen und all die anderen, vielen, vielen Türen öffnen, das Wartezimmer zu suchen. Ein unbegründbares Schamgefühl machte sich in mir breit. Es war mir peinlich weiterhin und auf gut Glück Türen zu öffnen. Womöglich störte ich dabei die Untersuchungen wichtiger Ärzte und lud mir den Zorn prüder Patienten auf. Ich tat einen Schritt ins Treppenhaus und sah, dass sich auf derselben Etage eine weitere Türe befand. Über dem Türrahmen hing ein Pappschild, auf dem “Community Room” geschrieben stand. Sofort war mir klar, dass es sich um das Wartezimmer handeln musste, denn meine Englischkenntnisse verrieten mir, dass ein Wartezimmer ja ebenfalls eine Art Community Room war. Wobei die Community die Kranken waren und der Room, das war eben das Wartezimmer. Logisch. Zögerlich klopfte ich dreimal an der Türe. Keine Antwort, also ging ich hinein. Ich fand mich in einem leeren Raum wieder, in dessen Mitte sich ein Stuhlkreis befand. Ganz klar, dies war das Wartezimmer. Die Sprechstundenhilfe hatte mich bereits darauf hingewiesen, dass die Wartezeit lang werden könnte. Ich war ein Patient im wahrsten Sinne des Wortes und übte mich ihn “patience”, in Geduld. Das hatte ich während der langen Wartezeit herausgefunden, Patient und Geduld standen in irgendeinem Zusammenhang. Mehr konnte ich leider nicht herausfinden, so schlau bin ich dann doch nicht. Nachdem ich mir mein Gehirn weh gedacht hatte, kam auf einmal Leben in die Bude. Sprichwörtlich, denn es traten mehrere Lebewesen zugleich in den Community Room. Wollten die auch alle zum Arzt? Ich stellte mich auf eine noch längere Wartezeit ein. Nachdem sich der Stuhlkreis mit Menschen gefüllt hatte, brach unter ihnen eine rege Geschwätzigkeit aus. Die kannten sich alle, dachte ich bei mir. Auf einmal unterbrach ein klingelndes Mobiltelefon die schwafelnde Menge. “Abgesagt!”, verkündete eine kleine, stark beleibte Dame in den besten Jahren. “Ohhh neee!”, stöhnte der Stuhlkreis kollektiv. Die Leute erhoben sich und verschwanden. Alle bis auf einen. Einer blieb auf seinem Stuhl hocken, genau neben mir. Es war Herr F. Er war so freundlich mich über das soeben Geschehene aufzuklären. Wie sich herausstellte, war die Community, welche gerade den Stuhlkreis verlassen hatte, zum Zwecke einer Chorprobe zusammengetroffen. Der Chorleiter war unpässlich geworden und sagte die Probe ab. Nun wollte Herr F. aber nicht ganz umsonst gekommen sein und begann ein längeres Gespräch mit mir. Meine starken Halsschmerzen, das Warten hatte auf meine Kehlkopfentzündung keine heilende Wirkung, machten es mir unmöglich weder zu reden noch zu antworten. Sofort war Herrn F. klar, dass ich ein guter Zuhörer sein musste. Im Allgemeinen würde ich mich als einen guten Zuhörer bezeichnen. Jetzt war ich sogar ein noch besserer Zuhörer geworden. “Hm.”, war alles, was ich hervorbringen konnte. Vor Schmerzen und weil ich mich nicht traute, ihn zu unterbrechen. Ich war gehemmt, Gott weiß warum. Herr F. steigerte seinen Redefluss und hatte bereits beschlossen, nie wieder zu schweigen. Irgendwann heilt meine Kehlkopfentzündung spontan ab und wir trennten unsere Wege. Der Abschied fiel ihm sichtlich schwer. Im Scherz versicherte ich ihm, dass man sich im Leben immer zweimal sehe. Und was soll ich sagen, es vergeht seither kein Tag, an dem wir uns nicht zweimal sehen. Herr F. ist nämlich seit einiger Zeit mein Nachbar von gegenüber. Und wie es unsere Tradition verlangt, vertraut er mir alles, wirklich alles an. Immerhin war ich ein toller Zuhörer. Nun aber möchte ich Ihnen diese eine, schicksalhafte Geschichte des Herrn F. nicht länger vorenthalten. Wie so üblich, verließ ich meine Wohnung just im selben Augenblick wie mein lieber Herr F. Ich war in Eile, weshalb ich ihn, im Vorbeigehen, nach dem werten Befinden fragte. Das war ein großer Fehler, denn jetzt war ich in seinen Fängen. Egal, ich hatte eh keine große Lust, auf Arbeit zu gehen. Gut, dass ich fragte, meinte F., denn es brannte ihm schon lange unter den Nägeln, sich jemandem mitzuteilen. Es war schrecklich. Herr F. war an einem neuen Tiefpunkt in seinem Liebesleben angekommen. Mein guter Bekannter war seit geraumer Zeit wieder ledig. Wie er selbst von sich zu behaupten pflegte, war er ein Mann, der viel Liebe zu geben hatte. Es machte ihm natürlich auch nichts aus, Liebe zu empfangen. Das hatte er bitter nötig, nachdem er von seiner Ehefrau verlassen wurde. Darunter litt er fürchterlich, obwohl er unter ihr noch fürchterlicher litt. Diese Frau war zwar von unbeschreiblicher Schönheit, ihr Charakter aber war schlecht. Kühl und trocken, wie die Lagerungsplatzbeschreibung seiner Frühstücksflocken, so war sie in Wirklichkeit. Wann immer sich die Möglichkeit bot, schikanierte sie ihn. Am liebsten vor Bekannten, Freunden oder Arbeitskollegen. Sie machte ihn verantwortlich für ihr schlechtes Leben, ihren tristen Gemütszustand, dafür, dass ihr die schönen Dinge nie zuteilwurden und so weiter und so fort. Liebe, Sexualität und Zärtlichkeit waren seit Jahre kein Teil mehr ihrer Beziehung. Wobei sie weniger darunter zu leiden schien, als F. Je länger diese Ehe dauerte, umso mehr wurde F. zu dem Versager, für den sie ihn ohnehin hielt. Ein toller Hecht, oder so etwas in der Art, ist Herr F. allerdings nie gewesen. Frau F. hatte früh erkannt, dass sie einen Trottel in ihrem Leben brauchte. Einen, der brav und tüchtig war, einen den sie formen und bei Bedarf zerquetschen konnte. Das alles war Herr F. In ihm jedoch schlummerte, im Verborgenen, ein heißblütiger Rebell, der am liebsten Sand, statt Öl im Getriebe des Weltmotors gewesen wäre. Unter dem Deckmantel des Spießbürgers verbarg sich ein Don Juan, der die Frauen mit Raffinesse und gelegentlich einem Finger im Anus lieben konnte. In all den Jahren seiner Ehe wuchs er zu einem sexuell frustrierten Liebeskrüppel. Was Frau F. von ihrem Ehemann übrig ließ, war eine der Emotion unfähige Hülle aus Hautschuppen und Körperbehaarung. Wie dem auch sei. Frau F. fand sich eine neue Liebe, eine die wie Feuer brannte und sich in Leidenschaft und Sperma ergoss. Natürlich war Herr F. am Boden zerstört. Es sollten einige Jahre ins Land gehen, bis er den Mut fand, sich erneut verlieben zu wollen. Das Internet half ihm dabei. Für einen Mann im besten Alter, mit diversen erworbenen und angeborenen körperlichen Unzulänglichkeiten, war Dating nicht ohne. Das Internet macht jedoch alles möglich. Er war bei sieben verschiedenen Datingportalen Mitglied. Um seine Chancen zu erhöhen, scheute er auch vor Angeboten der eigenen Geschlechtsgenossen nicht zurück. Nicht etwa, weil dies seiner sexuellen Orientierung entsprach. Vielmehr, so versicherte er, nur um sein Selbstwertgefühl aufzuwerten. Herr F. wollte geliebt werden. Onlinedating gestaltete sich mit unter schwierig, weil das, was die Datingpeople von sich preisgaben, meist nur reichte, um sich komplett falsche Vorstellung von einer Person zu machen. Herr F. war in dieser Hinsicht durch und durch pragmatisch. Alle, die ihn, in welcher Form auch immer, anschrieben oder treffen wollte, weckten sein Interesse. Ein durchaus ernst gemeintes Interesse. So geschah es, dass er eine Dame kennenlernte, die dem Anschein nach, wenig Ahnung von Photoshop hatte. Das gefiel ihm sofort. Sie beschrieb sich als lebensfrohe und unternehmungslustige Person, seine Fantasie ging mit ihm durch. Außerdem war sie gute 20 Jahre jünger als er. Herr F. sinnierte bereits, wie es sich anfühlen mochte ein “sugar daddy” zu sein. Es erregte ihn auf eine angenehme Art. Also war es irgendwann soweit und sie vereinbarten ein Treffen. Eine Pizzeria seiner Wahl, nicht besonders fein, aber gut besucht. Um wirklich nichts dem Zufall zu überlassen, reservierte F. einen Tisch und erschien eine Stunde früher als abgemacht. Dabei bedachte er nicht, dass er aufgrund verloren gegangener Routine in romantischen Angelegenheiten, nervös werden könnte. Er schwitzte sich durch seine polyesterne Oberkleider. Der Festlichkeit halber trug er ein mintfarbenes Hemd, darüber ein ockerfarbenes Sakko. Gerne hätte er sich des Sakkos entledigen wollen, da ihm darin fürchterlich heiß war, doch konnte er nicht, da sein Hemd unter den Achseln und am Rücke mit großen Schweißflecken versehen war. Sein Kopf war puterrot, das Wasser strömte ihm aus allen Poren. Das Haupthaar, welches aus einem halbrunden Kranz bestehend, von Ohr zu Ohr, spärlich am Hinterkopf wuchs, wirkte wie das Gefieder eines frisch geschlüpften Kükens. Kein schöner Anblick. Mit Grappa versuchte er seine Nerven zu beruhigen. Als er einen leichten Schwips bemerkte, wechselte er auf Wasser. Der Grappa wirkte hervorragend, nur schwitzte er davon jetzt noch schlimmer als zuvor. Dann war es endlich soweit. Pünktlich zum verabredeten Zeitpunkt betrat sie das Lokal. Herr F. erkannte sie sofort, ein Vorteil, der entstand, wenn man auf Photoshop verzichtete. Äußerlich entsprach die obere Körperpartie dem Profilbild der Datingseite. Was man auf den Bildern aus dem Internet nicht sah, war ein Hinken, welches sie ungeniert zur Schau stellte. Ihre Beine waren ungleich lang, schlussfolgerte F. sogleich. Und als sie näher kam, bemerkte F., dass sie unglaublich klein war. Im Sitzen war er immer noch doppelt so groß wie sie. Sei ´s drum, dachte Herr F. Seine nassgeschwitzte Hand entglitt ihr beinahe bei der Begrüßung. Sofort eilte ein Kellner an den Tisch und nahm die Getränkebestellung auf. Sie bestellte Cola. Herr F. gab sich gehemmt und zögerte mit der Bestellung. Als der Kellner mit den Worten “Das gleiche noch mal?” behilflich sein wollte, wusste F. keine bessere Antwort als “Ja.” Die Dame schaute ein wenig skeptisch auf Herrn F.s Grappaglas. Das merkte er sofort und begann sie mit ein wenig Small Talk abzulenken. Dabei bemühte er sich klar und deutlich zu sprechen, damit sie seinen leichten Schwips nicht bemerkte. Schnell war das Eis gebrochen, man war sich sympathisch. Selbst, als Herr F. den Grappa auf ex hinunterkippte und nun ungeniert zu lallen begann, störte sie das nicht. Sie folgte geduldig und aufmerksam seinen Ausführungen. Er war glücklich, jemanden vor sich zu haben, der ein ernsthaftes Interesse an seiner Person zu haben schien. Ich war zwar ein guter Zuhörer, machte aber keinen Hehl daraus, dass mir Herr F. auf die Nerven ging. Auch wenn er sich nichts anmerken ließ, er war sensibel genug, zu merken wann ihm Sympathie zuteil wurde und wann nicht. Sie verstanden sich hervorragend. Er hatte nicht einmal bemerkt, dass ihm der Kellner eine Grappaflasche neben sein Glas gestellt hatte und nun regelmäßig nachschenkte. Herr F. bekam einen schönen Rausch. Das bemerkte er, als ihm die Blase kniff und er das WC aufsuchen wollte. Die Beine waren ihm schwer geworden und rings um ihn hatte sich das Lokal zu drehen begonnen. Mit großer Mühe schaffte er es, einigermaßen aufrecht, in Richtung WC zu torkeln. Er merkte das und es war ihm unangenehm. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich seine Blase, des weißen Harns entledigt hatte. Scheiß Grappa!, dachte er. Seine Feinmotorik hatte unter dem Alkohol gelitten und so fiel es ihm sichtlich schwer, sein Glied wieder in die Unterhose zu verstauen. Der Reißverschluss klemmte. Er konnte ihn weder hoch noch runter bewegen. Also entschied er sich dafür, das Hemd aus der Hose zu ziehen und somit den halb offenen Hosenstall zu verdecken. Am Waschbecken erfrischte er sich mit einer Handvoll kaltem Wasser ins Gesicht. Das tat gut und milderte den Rausch. Zumindest war sein Gangbild nun weniger auffällig. Zurück am Tisch bestellte er sich ein großes Glas Mineralwasser, um den Kopf klar zu bekommen. Jetzt war sie an der Reihe, aus ihrem Leben zu erzählen. Was sie zu berichten wusste, interessierte ihn nur wenig. Der Alkohol hatte ihn gleichgültig gemacht. Er nickte nach jedem Satz und lächelte doof. Der Gang auf das WC hatte ihm deutlich gemacht, dass er besoffen war. Er bestellte ein Mineralwasser nach dem Nächsten und hoffte, bald wieder nüchtern zu werden. So ließ er sie reden, ununterbrochen reden. Da machte sich erneut seine Blase bemerkbar. Sollte er wieder aufstehen, die Örtlichkeiten erneut aufzusuchen? Nachdem er vor nicht einmal einer halben Stunde erst gewesen ist? Vielleicht dachte sie dann, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Vielleicht hatte er Prostatabeschwerden? Er war nicht mehr der Jüngste. Oder ein Darmvirus? Nichts schreckt potenzielle Sexualpartner mehr ab, als ein Darmvirus. In Nullkommanichts hatte man sich damit angesteckt. Also beschloss er, noch etwas zu warten. Wobei die Blase schnell immer stärker zu drücken begann. Die volle Blase war nicht nur schmerzhaft, sie bewirkte auch eine Erektion, keine ausgeprägte, aber bereits eine deutliche Vergrößerung. Und dann geschah es. Ein Stechen schoss in seinen Hoden. Nicht im Hoden, vielmehr rupfte etwas an der umhüllenden, samtig weichen Haut drumherum. Herr F. hatte sich ein Sackhaar eingeklemmt. Und das tat weh, höllisch weh. Beim letzten Klobesuch hatte sich das Haar unter die Vorhaut gelegt und klebte nun zwischen Eichel und Haut fest. Das anschwellende Glied zog das Haar in die Länge und weil es so stark haftete, riss es an seiner Wurzel. F. konnte nicht anders, als sich instinktiv in den Schritt zu fassen. Ein kurzer, hoher Schrei unterbrach das Stimmengewirr des Lokals. Alle Gäste schauten zu F. und seine Begleitung herüber. Der Dame war dies sichtlich unangenehm, sie errötete fürchterlich. Der Schmerz ließ F.s Penis abschwellen. Das schlaffe Glied nahm den Zug vom Schamhaar, die Beschwerden im Intimbereich wurden besser. Da meldete sich die Blase wieder. Es half nichts, es weiter anzuhalten, nun musste er unbedingt auf die Toilette. “Auuu!”, da war er wieder, der Schmerz am Hoden. Das Haar hatte sich, während der Erektion und nach dem jähen Erschlaffen, noch straffer um die Eichel gewickelt, die Vorhaut ließ es nicht mehr gehen. Jetzt plagte ihm die kleinste Bewegung. Sein Date nahm von seinem Unbehagen sofort Kenntnis. Sie hätte ihm so gern helfen wollen, war aber zu irritiert, um in irgendeiner Art zu reagieren. Also starrte sie ihn regungslos und mit halb offenem Mund an. F. begann währenddessen mit flinken Fingern an seinem Hosenlatz zu nesteln. Der stand zwar offen, ließ aber nicht zu, dass er mit den Fingern an die entsprechende Stelle gelangte. Er musste das eingeklemmte Haar befreien, sonst würde er hier, an Ort und Stelle, unter sich machen, dann war das Date gelaufen. Doch es klappte nicht. Entnervt und von der unbeschreiblichen Pein der zum Bersten gefüllten Blase, begann er laut zu stöhnen. Der Schweiß floss aus allen Poren und tropfte unter Trommeln auf die Tischdecke. Er brachte es nicht zustande. Er musste irgendwie an seinen Penis gelangen, kam aber nicht durch den Hosenlatz. Von außen schaffte er es nicht, die Vorhaut zurückzuziehen, da ihm die Finger zittrig geworden waren und er durch die Hose seinen Schniedel nicht greifen konnte. Dann hatte er endgültig genug. Er sprang von seinem Stuhl auf und schrie die Dame gegenüber mit schmerzentstellter Fratze und offenem Reißverschluss an:”Jetzt sitz´ doch nicht einfach nur so da! Helf´ mir doch, Du hohle Nuss!” Daraufhin brach er über dem Tisch zusammen. Der Schmerz hatte ihn bewusstlos gemacht. Als er wieder zu sich kam, war die Internetbekanntschaft verschwunden. Er hatte sie seither nicht wieder gesehen und auch nicht weiter versucht sie zu kontaktieren. Die Sache war durch. Auch war die Pizzeria seither tabu. Einmal traf er einen der Kellner während einer Chorprobe und als sie ins Gespräch gekommen waren, teilte dieser ihm mit, dass der Inhaber die Polizei rufen wollte. Er nahm an, Herr F. sei ein Sexualstraftäter, dem man das Handwerk legen sollte. Weiterhin ist F. nun besonders bemüht, seine Intimbehaarung auf Länge zu halten, oder in dem speziellen Fall auf Kürze. Noch einmal wollte er sich nicht derartig die Tour vermasseln lassen.
Eine traurige Geschichte also. All dies berichtete mir mein guter Bekannter, als ich eigentlich schon im Zug sitzen sollte. Wie der Zufall es so wollte, musste F. ebenfalls Zug fahren, das fiel ihm erst ein, als er fertig gesprochen hatte. Wir fuhren gemeinsam in die Stadt. Ich musste nicht lang nachfragen, was Herr F. da wohl zu erledigen hatte, er verriet es mir freiwillig. Herr F. beabsichtigte, sich mit einer Frau zu treffen. Ich war froh, dass sich F. das Geschehene nicht all zu sehr zu Herzen genommen hatte. Diesmal war es etwas ganz anderes, so versicherte er mir. Diesmal war es was Ernsthaftes. Zwar hatte er auch diese Dame im Internet kennengelernt, aber dieses Mal lief alles wie am Schnürchen. Er schwärmte von ihr in den höchsten Tönen. Sie war deutlich jünger als er, was sie überhaupt nicht störte. Außerdem war sie eine gute Zuhörerin und von äußerster Schönheit und Anmut. Den Ausführungen des Herrn F. zufolge war sie ernsthaft interessiert an seiner Person. Ich freute mich, das zu hören. Als wir in der Stadt angekommen waren, trennten sich unsere Wege. Ich überlegte mir eine Ausrede für das Zuspätkommen und F. war auf der Suche nach einer Bank. Er musste unbedingt noch Geld abheben. Das war dann auch der Nachteil seiner neuen Beziehung, denn sie hatte ihren Tarif.
Ich wünschte Herrn F. viel Spaß und eine gute Zeit. Ganz sicher hatte er beides.

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