Das Leben des Herrn Möbius verlief gleichförmig und geordnet. Er war zufrieden mit dem, was er erreicht hatte. Ausdauer und Eifer verhalfen ihm ein Leben in bescheidenem Wohlstand zu führen.
Nennenswerte Talente hatte er keine, doch schaffte er es mithilfe einer ordentlichen Portion Fleiß jedwede Prüfung des Lebens mit mindestens “durchschnittlich’’ zu meistern.
Allgemein war Herr Möbius ein recht durchschnittlicher Mensch. Seine Figur, sein Verdienst und sogar seine Cholesterinwerte waren durchweg durchschnittlich.
Die allgemeinen Empfehlungen für einen gesunden Lebenswandel versuchte er zu beachten.
Vor Krankheiten fürchtete er sich nicht.
All das änderte sich jedoch an jenem schicksalhaften Tag, als Herr Möbius seinen Arzt für eine Routineuntersuchung aufsuchen musste. Beschwerden hatte er keine.
Nach ausgiebiger Untersuchung stellte der Mediziner fest, dass Herr Möbius für sein Alter in recht guter Verfassung war.
Eine Bemerkung des Doktors machte ihm jedoch Sorgen.
“Sie kacken falsch!”, gab der Arzt bekannt und empfahl seinem Patienten, dies zu ändern.
Noch bevor Herr Möbius fragen konnte, wie er dies in Zukunft tun sollte, hatte der Mann im weißen Kittel das Sprechstundenzimmer bereits verlassen.
Von da an war in Herrn Möbius Leben nichts mehr, wie es einmal war.
Die allgemeine Zufriedenheit wich einem Gefühl der Angst, der Unmut, der Melancholie.
Herr Möbius begann sich zurückzuziehen, hörte auf soziale Kontakte und bald auch sich selbst zu pflegen.
“Sie kacken falsch!”, waren die Worte des Medikus, die ihm unentwegt durch den Schädel schwirrten.
Bald schon verschlechterte sich der gesundheitliche Zustand des Herrn Möbius.
Appetit hatte er keinen mehr und die meiste Zeit des Tages verbrachte er in seinem Bett.
Man wollte ihn noch ins Krankenhaus bringen, doch Herr Möbius lehnte mit letzter Kraft ab.
“Sie kacken falsch!”, waren die letzten Worte, die kaum hörbar seinen Mund verließen, als er in den Armen seiner Frau verstarb.
Man hatte seinen Arzt kommen lassen, um den Tod festzustellten.
«Kotstau mit letaler Folge» kritzelte dieser auf den Totenschein des Herrn Möbius.
«Ich hatte ihn gewarnt», sprach der Mann im weißen Kittel und verschwand.
Im Gogols Mantel